Impfpasshandel auf Telegram: Wie groß ist das Problem?
3. Dezember 2021
Der Handel mit gefälschten Impfpässen auf Telegram
Bereits im Mai 2021 berichteten CeMAS und auch Report Mainz über die Gefahr von gefälschten Impfpässen, welche auf Telegram verkauft werden. Aufgrund der zunehmenden Maßnahmen mit Einschränkungen von Personen ohne Impf- oder Genesenennachweis stieg die Relevanz dieses Themas in den vergangenen Wochen und Monaten erneut: Der Kauf von Impfpässen auf Telegram floriert (wieder).
Eine Umfrage der WirtschaftsWoche unter den 16 Landeskriminalämtern ergab, dass derzeit mindestens 3.100 Ermittlungsverfahren wegen gefälschter Impfzertifikate laufen. Von einem massiven Anstieg gefälschter Nachweise berichtet der bayerische Innenminister Hermann gegenüber der Süddeutschen Zeitung: Bayernweit wurden bis Ende November 1.780 Fälle aufgenommen, Anfang September lag die Anzahl der Fälle noch bei 110.
Dabei war bis vor kurzem noch nicht klar, ob der Gebrauch gefälschter Impfpässe überhaupt einen Straftatbestand darstelle – inzwischen wurde hier per Gesetz hier Klarheit geschaffen: Nicht nur der Handel, sondern auch die Nutzung gefälschter Nachweise ist strafbar. Die Anzahl der Ermittlungen der Polizei lieft allerdings noch keine Aussage darüber, wie hoch der Anteil an gefälschten Impfzertifikaten wirklich ist. Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Das Angebot solcher Fälschungen ist besonders auf einer Plattform hoch: Telegram. Hier finden sich mit Schlagworten und Empfehlungen in verschwörungsideologischen Gruppen schnell zahlreiche Kanäle, welche gefälschte Impfpässe samt QR-Codes mit Preisen von 75 bis 300 Euro anbieten. Die Größe der Kanäle ist erschreckend – der derzeit größte Kanal erreicht knapp 250.000 Abonnent:innen. Jedoch müssen Zahlen wie diese mit Vorsicht betrachtet werden: Der Handel auf Telegram ist stark umkämpft. Die Abonnent:innen werden nicht selten durch Zukäufe künstlich in die Höhe getrieben.
Nicht nur Impfpässe sondern auch Abonnent:innenzahlen werden gefälscht
Telegram begrenzt seine globale Suche auf maximal drei Suchergebnisse für eingegebene Schlagworte – das Ranking der drei Suchergebnisse wird unter anderem durch die Anzahl der Abonnent:innen beinflusst: Vermeintlich große Kanäle werden als erstes angezeigt. Entsprechend lohnt es sich, sich eine große Reichweite zu erkaufen. Es finden sich zahlreiche Angebote für solche Zukäufe im Netz. Allerdings kann diese künstlich erkaufte Reichweite auch erkannt werden.