CeMAS-Studie: Das Protestpotential während der COVID-19-Pandemie
17. Februar 2022
Mit Aufkommen der COVID-19-Pandemie begann auch die verschwörungsideologische und rechtsoffene Mobilisierung in Deutschland, die sich zumindest vorgeblich gegen die staatlichen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie als auch die Impfungen richteten.
Von Anfang an waren rechtsextreme und verschwörungsideologische Akteur:innen und Parteien in die Mobilisierung involviert. Gleichzeitig gab es lokale Unterschiede in Bezug darauf, welche Rolle die organisierte Rechte bei den Protesten spielte. Diese unterschiedliche Gemengelage erschwert Gesellschaft, Medien und Politik eine Einordnung und führt daher auch zu sehr unterschiedlichen Umgangsstrategien. Um eine empirische Antwort auf das Protestmilieu geben zu können, hat CeMAS eine repräsentative Erhebung durchgeführt, die sich mit den Protestteilnehmer:innen und ihren Einstellungen befasst.
Protestteilnahme: Wer geht aktuell auf die Straße?
Verschiedene Studien haben sich mit dem Protestpotential befasst: also der Bereitschaft an Protesten teilzunehmen. Daten, ob Menschen tatsächlich bei Protesten waren, existierten bisher aber noch nicht. Unsere Analyse zeigt: 4,3 % der Befragten aus Deutschland gaben an, mindestens einmal an den Protesten gegen die staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen teilgenommen zu haben. Die Protestbereitschaft und damit auch das Potential zur Mobilisierung liegt aber mehr als doppelt so hoch: Insgesamt äußerten 11,1 % der Befragten, sie wären auf jeden Fall oder eher bereit, an diesen Protesten teilzunehmen. Weitere 7,1 % gaben an, teilweise mit dem Gedanken zu spielen.1
In unserer Studie wurde auch die Bereitschaft zur Teilnahme an illegalen Aktionen gegen die Coronaschutzmaßnahmen abgefragt. Insgesamt 4,3 % der Befragten waren vollkommen oder eher bereit, auch an illegalen Aktionen teilzunehmen. Weitere knapp fünf Prozent gaben an, zumindest teilweise dazu bereit zu sein. Der Aussage „Die Zeit des friedlichen Widerstandes gegen die Maßnahmen ist vorbei“ stimmten 13,7 % eher bzw. vollkommen zu, weitere 18,5 % antworteten mit „teils/teils“.
Impfstatus und Coronainfektion: Unter ungeimpften Menschen gaben 69,2 % an, an den Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen (eher) teilnehmen zu wollen, während es bei geimpften Menschen mit mindestens einer Schutzimpfung gegen COVID-19 nur 12,5 % waren. Jeweils um die zehn Prozent waren sich unsicher. Je mehr Impfungen die Person erhalten haben, desto weniger waren sie auch bereit an den Protesten teilzunehmen, r = -.560, p < .001.