Neues Research Paper: Russische Konzepte der Informationskriegsführung
Pressemitteilung
Russland führt Krieg in Europa – nicht nur durch kämpferische Handlungen, sondern auch mit Desinformation und anderen Manipulationsversuchen. Ziel Russlands dabei ist, demokratische Regierungen und Institutionen zu schwächen, um die Entscheidungen in westlichen Staaten zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Den Informationskrieg nimmt die russische Regierung dabei genauso ernst wie die andere Kriegsdomänen Land, See oder Luft. Dies zu verstehen ist wichtig, wenn es um die Entwicklung von Präventions- und Abwehrmaßnahmen geht.
Das neue Research Paper „Russische Konzepte der Informationskriegsführung“ betrachtet, welche Themen und Ideen den russischen offiziellen und militärtheoretischen Diskurs über Informationskonfrontation prägen. Die Analyse gibt Einblicke in die Denkweise der russischen Sicherheitseliten.
Denen gelten Informationstechnologien als Mittel, um Staaten anzugreifen und zu destabilisieren – weshalb Angriffe auf die Kommunikationsinfrastruktur anderer Staaten, Cyberattacken oder Beeinflussung von breiter Bevölkerung und/oder Entscheidungsträger:innen als gerechtfertigt erscheinen.
Informationskampf findet im russischen Verständnis sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten statt. Er ist ein strategisches Mittel, um den Gegner vor dem Beginn eines offenen Krieges zu schwächen und seine Entscheidungen im eigenen Sinne zu beeinflussen.
Russland wird in den offiziellen Dokumenten als Opfer dargestellt, das von den USA und ihren Verbündeten permanent angegriffen werde. Diese Erzählung legitimiert Russlands eigene aggressive Handlungen und die Kontrolle des Informationsraums im Inland.
Die Aktivitäten im Informationsraums sind auf die langfristigen außen- und sicherheitspolitischen Ziele Russlands ausgerichtet: Wiederherstellung des Status einer Großmacht, Kontrolle über Nachbarländer, Sicherheit des Regimes, Umgestaltung der europäischen Sicherheitsarchitektur und Destabilisierung der westlichen Länder. Die russischen Desinformations- und Propagandakampagnen, die seit dem Beginn der groß angelegten Invasion in der Ukraine besonders aggressiv gegen den Westen geführt werden, sollten deshalb im breiteren Kontext russischer Vorstellungen über Information betrachtet werden. Kampagnen können nicht isoliert betrachtet werden. Sie sind Bestandteil eines geopolitischen Strebens Russlands um Einfluss und Kontrolle, sowohl regional als auch global.
Julia Smirnova, Senior Researcherin bei CeMAS und Autorin des Research Papers:
“Der russische Sicherheitsdiskurs über Informationsraum und Informationstechnologien ist schon lange von einer tiefen Paranoia geprägt: eine freie Kommunikation und Verbreitung von Ideen gilt als Gefahr für das Regime und Teil eines 'westlichen' Informationskrieges gegen Russland. Im Ausland setzt der Kreml Informationstechnologien aggressiv ein, um Staaten und Gesellschaften zu destabilisieren. Seit dem Beginn des Großangriffs auf die Ukraine wurde die Sprache in den strategischen Dokumenten und dem Diskurs noch mal verschärft: Russland sieht sich in einem Krieg mit dem kollektiven 'Westen', bei dem alle Mittel gerechtfertigt sind. Die Idee von einem permanenten Zivilisationskampf wird immer tiefer im Denken russischer Sicherheitseliten verankert.”
Der Report ist als PDF auf der Website von CeMAS auf Deutsch verfügbar.
Für Fragen und Interviews steht Julia Smirnova gern zur Verfügung.
Pressekontakt: Simone Rafael E-Mail: presse@cemas.io Website: www.cemas.io
Über CeMAS
CeMAS, das gemeinnützige Center für Monitoring, Analyse & Strategie, bündelt jahrelange interdisziplinäre Expertise zu den Themen Verschwörungsideologien, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus. CeMAS adressiert aktuelle Entwicklungen innerhalb der Themenfelder online durch systematisches Monitoring zentraler digitaler Plattformen und moderner Studiendesigns, um so innovative Analysen und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Darüber hinaus berät CeMAS Entscheidungsträger:innen aus Zivilgesellschaft, Medien und Politik.
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