Der zweite Report des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie „Q vadis? Zur Verbreitung von QAnon im deutschsprachigen Raum“ nimmt eine Bestandsaufnahme des verschwörungsideologischen QAnon-Milieus in Deutschland und Österreich vor. Er informiert über die Geschichte der Verschwörungsideologie, ihre Verbreitung in Deutschland sowie über den Resonanzraum in den Bevölkerungen beider Staaten für QAnon-Verschwörungserzählungen.
Erstmalig konnten repräsentative Daten über die Verbreitung und die Resonanz von QAnon-Verschwörungserzählungen in Deutschland und Österreich erhoben und ausgewertet werden. Der Report verknüpft diese Erkenntnisse mit einer Analyse von Gruppen und Kanälen, die auf Telegram und YouTube dem QAnon-Spektrum zuzuordnen sind.
Die Daten zeigen: Auch über ein Jahr nach Donald Trumps Wahlniederlage 2020 und dem Sturm auf das Kapitol in Washington, D.C., im Januar 2021 erreicht das QAnon-Milieu Hunderttausende. Mehr als jede:r Zehnte stimmt zentralen Narrativen des QAnon-Milieus mehr oder weniger stark zu (12,4 Prozent). Österreich zeigt hier noch höhere Werte (16,2 Prozent). Besonders ausgeprägt ist die Zustimmung unter ungeimpften Menschen: Fast die Hälfte (46 Prozent) stimmen QAnon-Verschwörungserzählungen mindestens teilweise zu. Vieles deutet daraufhin, dass Deutschland und Österreich nach den USA sogar den größten Resonanzraum für QAnon-Verschwörungserzählungen bilden.
Besonders auf Telegram findet eine rege Kommunikation von QAnon-Anhänger:innen statt: In der Analyse konnten 115 Kanäle und 84 Gruppen identifiziert werden, in denen Millionen Nachrichten ausgetauscht wurden. Das Interesse und die Aktivität des Milieus sind ungebrochen hoch.
Der Report verdeutlich: QAnon ist in den USA und auch im deutschsprachigen Raum weiter auf dem Vormarsch und konnte sich in der verschwörungsideologischen Szene etablieren. Auch unabhängig von Botschaften des Stichwortgebenden Q-Accounts findet das verschwörungsideologische Milieu neue Narrative und Themenfelder, die es in seine Ideologie integriert.
Zuletzt wird auf die nächste große, gesellschaftliche Herausforderung geblickt – die Klimakrise als neuen Mobilisierungsfaktor nach der COVID-19-Pandemie. Dazu hat CeMAS eigens Handlungsempfehlungen im Umgang mit Verschwörungserzählungen entwickelt, die an dieser Stelle präsentiert werden.