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Erscheinungsdatum: 5. Mai 2022
Autor:innen: Dr. Pia Lamberty, Maheba Goedeke Tort, Corinne Heuer
Im Research Paper „Von der Krise zum Krieg: Verschwörungserzählungen über den Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Gesellschaft“ beschäftigen wir uns mit der Frage, inwieweit sich russische Desinformation und Verschwörungserzählungen rund um den Angriffskrieg in der breiten Bevölkerung verfangen. Hierfür wurden mittels einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung Daten erhoben, die Aufschluss darüber geben, wer Verschwörungserzählungen zum Ukraine-Krieg zustimmt und wer eher immun gegen diese Propaganda ist.
Das erfreuliche Gesamtergebnis verdeutlicht, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung verschwörungsideologischen Aussagen im Kriegskontext ablehnend gegenübersteht. Dennoch zeigen unsere Daten Zustimmungswerte und Zusammenhänge, die es genauer zu betrachten gilt: So glaubte jede siebte Person (14,5 Prozent), dass Putin zum Sündenbock gemacht werden würde, um von den wahren Problemen abzulenken oder dass man westlichen Medien nicht mehr trauen könne, wenn sie über den Krieg in der Ukraine berichteten (13,7 Prozent).
Bemerkenswert sind auch die Daten zur Protestbereitschaft und zum Mediennutzungsverhalten der Befragten: Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit hoher Protestbereitschaft zu 56 Prozent (eher) an Verschwörungserzählungen zum Krieg gegen die Ukraine glaubten, im Vergleich zu Menschen mit niedriger Protestbereitschaft, unter denen es 8,6 Prozent waren, die hinter dem Krieg eine Verschwörung vermuten. Erneut konnten wir auch einen Zusammenhang mit der Informationsbeschaffung insbesondere via Telegram feststellen. Knapp 27 Prozent der Personen mit stärkerem Verschwörungsglauben nutzten Telegram täglich oder mehrfach die Woche, um sich zu informieren, während nur 6,3 Prozent mit geringer Zustimmung zu Verschwörungserzählungen Telegram als häufige Informationsquelle heranzogen.
Das CeMAS Research Paper zeigt einmal mehr: Bei den sogenannten Corona-Protesten ging es weniger um eine Kritik an den staatlichen Coronaschutzmaßnahmen, sondern um demokratiefeindliche Bestrebungen, die auch die Verharmlosung von russischen Kriegsverbrechen und die Verbreitung von russischer Propaganda miteinschließen. Das sollte auch eine Warnung für die Zukunft sein: Denn auch wenn dieser Krieg irgendwann vorbei sein wird, könnten Verschwörungsideolog:innen und Rechtsextreme künftige Krisen für weitere Hetze und gesellschaftliche Spaltungsversuche nutzen.
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